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Die Nivesenlande

Die Nivesen sind nicht nur der Natur im Allgemeinen verbunden, sondern auch den Wölfen im Besonderen. In ihrer identitätsstiftenden Sage lebten Menschen und Wölfe in der Urzeit einträchtig beieinander, bis ein Mensch ein schreckliches Verbrechen beging. Der Zorn der Wölfe verheerte de Welt, weswegen sie nun ein so harter Ort zum Leben ist. Viele der alten Wölfe liefen über den Himmelsturm, den sie als Brücke benutzten, in die Nacht.

Inzwischen haben die Himmelswölfe den Menschen verziehen und wachen über sie. In wolkenlosen Nächten glitzern ihre Augen vom Himmel. Auch mit ihren weltlichen Geschwistern bemühen sich die Nivesen um ein gutes Auskommen. Ein Wolfsrudel in der Nähe eines nivesischen Jurtendorfs wird selten hungern. Umgekehrt gibt es viele Berichte davon, dass Nivesen in harten Wintern erlegtes Wild fanden, das an den Bissen großer Fänge starb. Und die Verbundenheit der beiden Völker soll noch weiter gehen ...

Das Tier, das den Alltag der Nivesen beherrscht, ist jedoch das Karen. Dieses Herdentier ähnelt dem Reh, verfügt aber über nahezu monströs zu nennende Eckzähne, die es verwendet, um Rinde von den Bäumen zu schälen.

Die Sippen kennzeichnen die Karene zwar mit Bändern in ihren Farben, die sie in die Geweihe knoten, aber zahm sind diese Tiere dennoch nicht. In großen Herden folgen sie ihrem Wandertrieb, und die Nivesen ziehen hinter ihnen her.

Auch eine Stadt gibt es in diesem Land, deren Namen die Kaufleute in ganz Aventurien kennen: Riva. Hier findet alljährlich eine große Warenschau statt, die Händler von weither anzieht.


Riva

Der Norden ist ein hartes Land. Nicht umsonst verehrt der Zwölfgötterglauben seinen grimmigsten Herrn, Firun, als Gott der Jagd, des Winters – und des Nordens. Hier sind die Ebenen weit, das Wasser kalt und das Eis hart. Wer sich nicht auskennt, kommt leicht in der Wildnis um.

Doch der Kundige versteht, hier Schätze zu erbeuten, die weithin gefragt sind. Robbenpelze, Karenfleisch, Torf, reichhaltige Fischbestände, Bernstein ... all dies und mehr bietet der Norden. So verwundert es wenig, dass hier auch ein Handelsknotenpunkt zu einer formidablen Stadt erblühen konnte: Riva. Ursprünglich pilgerten die Nivesen zu einem Heiligtum an der Mündung des Kvill und tauschten ihre Waren mit den Elfen. Heute ist Riva der Sitz bedeutender Handelshäuser, und immer mehr errichten ihre Kontore hier, um über das Jahr die Waren zu sammeln.

Der Höhepunkt merkantiler Tätigkeit ist die große Warenschau am Ende des Winters. Kauffahrer wagen dann den Weg die nicht immer eisfreie Küste entlang, und Treks von Karren kommen aus den Städten des Svelltländischen Bundes und dem Bornland. Eine Woche lang wird auf den Plätzen, in den Kontoren und in der Markthalle gefeilscht, überboten und gehandelt, und der Erlös aus diesen Geschäften mag bis zum nächsten Jahr reichen. Manche entschließen sich auch, für einige Zeit oder gar für immer in Riva zu bleiben, und so wohnt hier inzwischen ein buntes Volk, das seine Wurzeln in vielen Gegenden Aventuriens hat.

Travias Kirche unterhält in Riva einen Tempel unter dem Patronat Yalsicors, des ziegenköpfigen Drachen der Freundschaft. Der Mäzen Stoerrebrandt, einer der reichsten Männer Aventuriens, baut gerade eine Magierakademie. In Riva trifft man auf Gelehrte und Seefahrer, auf Söldner und Zecher, auf Prediger und Bettler. Nach vielen Wochen Wildnis hat Phileassons Ottajasko hier wieder Berührung mit der Zivilisation.


Braunacker und Gestüt da Manca

Braunacker

Vor Jahrzehnten kam die Familie da Manca aus dem Lieblichen Feld, um im Norden ihren Traum von einer eigenen Pferdezucht zu verwirklichen. Dieser Traum ist wahrgeworden. Nicht nur die vorbeiziehenden Händler, Nivesen und Norbarden schätzen die Rosse der da Manca, auch im nahe gelegenen Riva weiß man sie zu schätzen.

Im Weiler Braunacker leben die meisten jener, die auf dem florierenden Gestüt als Zureiter, Pferdeknechte oder Küchenhelfer arbeiten. Es ist ein einfaches Leben, doch man hat hier seinen Frieden und kann im kleinen Glück Zufriedenheit finden.


Die Tenjos

Die Felsnadeln aus rotem Schiefer, dunklem Basalt und gelblichem Granit sind eine weithin sichtbare Wegmarke auf der Handelsroute zwischen Riva und dem Bornland, ragen sie doch bis zu einhundertfünfzig Schritt in die Höhe. Ihre bizarren Formen regen seit jeher die Vorstellungskraft der Reisenden, aber auch der Nivesen an, die auf dem Zug der Karene immer wieder hier vorbeikommen. Die Sippe der Sairan-Hokke schlägt hier ihr Winterlager auf.

Ist es wirklich nur der Wind, der hier um die Felsen streicht und dabei solche wehklagenden Laute erzeugt? Oder hausen in den Schatten der Tenjos Wesen, die nicht aus Fleisch und Blut sind? Die ruhelosen Geister von Verstorbenen vielleicht? Was wollen sie den Lebenden sagen? Sind es Warnungen? Dürsten sie nach Rache?

Oder zeugen diese Seufzer von Geburtsschmerzen? Manche Schamaninnen erzählen, dass der Wind hier aus dem Boden gezogen und in die Welt geschickt wird.

Die Sippe der Sairan-Hokke ist mit den Tenjos fest verbunden. Man kennt die Felsen, den Wald, das Land. Und die Wölfe, mit denen man seit Generationen kluge Abkommen zum beiderseitigen Wohl schließt – und deren Geheul manchmal schaurig von den Feldnadeln widerhallt, als wären einige von ihnen unzufrieden mit der Übereinkunft.


Anaavi

Anaavi

Eine verschlafene Ansammlung von Häusern am Oblomon, der im Frühjahr beachtliche Wassermengen führt.

Höhepunkt des Jahrs sind jedoch die heißen Monde, wenn die Nivesen nordwärts ziehen, um ihren Herden auf die Sommerweiden zu folgen. Dann flattern die bunten Bänder in den Geweihen, die die Besitzrechte Anzeigen, wie ein Blumenmeer über der Steppe. Man treibt Handel, tauscht Geschichten aus, feiert in Jurten und an Lagerfeuern, verliebt sich – und trennt sich wieder. Bis zum nächsten Sommer.


Oblarasim

Oblarasim

Ein Goldrausch lässt diese einst verschlafene Siedlung in das Land hinauswuchern. Auf der Suche nach dem gelben Metall verschlammen die Glücksritter mit ihren Waschpfannen den Fluss. Wurden sie fündig, kommen sie nach Oblarasim, wo sie Abnehmer finden. Und auch Ausrüster: Hacken, Zelte, Esel, Rationen – in Oblarasim gibt es alles. Auch für jene, die ihr Pech im Brannt ertränken oder in warmen Armen vergessen wollen.

Wer hierher kommt, will sein Glück erzwingen – und es sich von niemandem beschränken oder gar nehmen lassen. Eine Obrigkeit gibt es in Oblarasim nicht, und das Recht reicht so weit wie die Klinge, die man an der Seite trägt.

Einige Elfensippen sind nicht einverstanden damit, wie die Menschen das Land aufreißen, die Bäume fällen und das Wild verjagen. Doch in Oblarasim haben Mahner keine Freunde.


Gerasim

Der Oblomon zieht immer wieder Goldsucher an. Doch die Bewohner Gerasims – eines Städtchens, das an diesem Fluss liegt – haben etwas noch Wertvolleres gefunden: Frieden und Harmonie. Dies ist eine der wenigen Siedlungen Aventuriens, wo die sonst sehr auf ihre Abgeschiedenheit bedachten Waldelfen Menschen gestattet haben, sich in ihrem Gebiet niederzulassen. Die Bedingung dafür ist die Einhaltung von Regeln, die das Recht der Natur respektieren.

So findet man in Gerasim keine gezimmerten Häuser – Elfensang lässt die Bäume so wachsen, dass sie den Bewohnern Obdach bieten. Diese können Menschen oder Elfen sein – oder auch Halbelfen, denn in Gemeinsamkeit und Verständnis blüht zuweilen auch die Liebe.

Magiern ist die hier ansässige Schule des direkten Weges ein Begriff. Zwar hat sie heute kaum noch Einfluss, machte sich aber sehr um die Erforschung elfischer Zauberlieder verdient. Die Thesen für viele der heute gebräuchlichen Formeln der Spruchzauberei konnten hier extrahiert werden.


Der Rabenpass

Die Gelbe Sichel ist ein Gebirge, das seinen Namen seiner Form und dem hier dominanten gelben Tonschiefer verdankt. Es ist dicht bewaldet, bietet schroffe Hänge und enge Schluchten. Am besten überquert man es am Rabenpass. Hier trifft man oft auf Nivesen, die ihre Karene zu den Märkten des Bornlands treiben. Auch Händler sind ein häufiger Anblick – etwa Norbardensippen mit ihren bunten Wagen, die sie für die Nacht zu Burgen zusammenfahren. Dann bescheint das Lagerfeuer die Zeichnungen von Bienen und Schlangen, Trommeln und Zimbeln erklingen und die gelehrten Frauen erzählen von den alten Zeiten. Vielleicht von dem Boronkloster, dessen Ruine davon zeugt, dass die Jünger des Gottes von Tod, Schlaf und Schweigen hier einmal den schwarz gefiederten Boten ihres Herrn nahe sein wollten.

Insbesondere während der Schneeschmelze ist jedoch auch der Rabenpass kein leichter Weg. Der Untergrund wird rutschig, Steinschläge drohen. Zudem ist die Gelbe Sichel Heimat von wilden Tieren, Goblinstämmen und seltsamen Erscheinungen – vor allem, seit die Boronis nicht mehr über die Totenruhe wachen ...


Nodix von Basilius-Linie, Satinavs Kette I und Zauberwald-Linie

Harfe

Wer die endlos erscheinende Grüne Ebene bereist, wird an dieser Stelle vor allem einen verfallenen Steinkreis bemerken.

Südlich davon zeugen Wagenspuren im Gelände von norbardischen Händlern. Das Gras wird sie bedecken, der Regen sie auswaschen. Im nächsten Jahr, vielleicht schon im nächsten Mond werden woanders Spuren durch dieses wilde Land laufen.

Östlich des Steinkreises erhebt sich ein Hügel, an den von Norden her ein Feld von Messergras heranreicht. Noch weiter östlich gurgelt ein Bach durch ein Birkenwäldchen.

So unscheinbar und beliebig dieser Ort scheinen mag, so gewaltig ist die Macht, die das wissende Auge hier erblickt. Nicht ohne Grund erhob sich genau hier ein Grenzturm Da’lirielâs – jene, die den Steinkreis errichteten, mögen das geahnt haben.

Die Hochelfen wollten die Macht nutzen, die diesem Ort aus drei einander kreuzenden Kraftlinien zufließt. Sie wirkt auch nach Jahrtausenden noch und ermöglicht Zauber undenkbarer Gewalt ...